DAS MINIMALTUCH

Am Anfang war ein riesiges quadratisches Tuch mit einem kontrastfarbigen Streifen an einer Seite. Der gestalterische Eingriff in eine Fläche kann minimaler fast nicht sein.

Und so wurde es DAS GROSSE MINIMALTUCH genannt.

Der Trägerin oder dem Träger ist es freigestellt, das Tuch nach Belieben um sich zu wickeln oder zu drapieren und ihm so das Leben einzuhauchen.

Die riesige Wollmenge hatte etwas Forderndes an sich, für viele war das Herausfordernde eher überfordernd. So verwandelte sich das grosse Minimaltuch in DAS MINIMALTUCH. Dieses war nun etwas einfacher im Alltagsgebrauch, denn es war leichter und halb so breit wie lang.

Später wandelte es sich weiter, es wurde noch leichter und etwas kompakter und es gab unterschiedliche Farbeinteilungen. Hier ist es nun, DAS MINIMALTUCH2, abgekürzt heisst es schlicht und unromantisch M2.

Die Form bleibt bis heute so bestehen, Farbeinteilungen kommen gelegentlich neue dazu, immer bleibt es jedoch ganz reduziert und schlicht. Jedes Tuch bekommt eine Nummer, unter dieser Nummer ist seine Farbzusammensetzung notiert und im Notfall kann ein Ersatzfaden zum Stopfen bestellt werden.

Fast jedes M2 ist ein Einzelstück. Die Tücher werden im Atelier Inés Bader in Basel gestrickt, Stück für Stück, die Farben werden nach Tageslaune der Designerin zusammengestellt. Es entstehen kaum je gleiche Farbkombinationen: Wen wundert es, das Farbsortiment des Ateliers umfasst an die hundert Farbtöne, alle aus extrafeiner Merinowolle, die in Italien versponnen und gefärbt wird.

Die Tücher müssen von Hand abgekettet werden und die Fäden müssen von Hand vernäht werden. Anschliessend werden die Tücher, immer 6 zusammen, im Wollschongang kalt gewaschen und dann gedämpft, etikettiert, nummeriert.

Besonders beliebt sind die ganz seltenen bunten Tücher aus Garnresten, deren Herstellung eher der Farbsucht der Designerin genügen, als dass deren Herstellung rentiert.

Die Kapazität zur Herstellung ist begrenzt. Jahrelang gab es etwa 100 Stück pro Jahr. Der Preis ist gleich geblieben, das Brot ist teurer geworden. Mit zunehmender Globalisierung sinkt das Verständnis für eine hohe Preisklasse, die keine ersichtliche Prestigezugehörigkeit ausweist.


Seit ca. 2010 gibt es die M2 nur noch im Direktverkauf, etwa an der Schweizer Kleinlabelmesse in&out. Seit 2018 nur noch an der Basler Herbstmesse auf dem Petersplatz und am Basler Weihnachtsmarkt auf dem Barfüsserplatz.